Gartenfreude: Blauer Bubikopf (Pratia pedunculata) im Rasen

Wenn ich über meine Lieblingsstauden nachdenke, landet der „Blaue Bubikopf“ (Pratia pedunculata, auch: Lobelia pedunculata und Isomata fluviatilis) auf jeden Fall in den Top Five. Stauden Gaißmayer schreibt über diese niedliche Staude: „Diesen entzückenden, rasch wachsenden Bodendecker für kleine Flächen können wir Ihnen gar nicht genug ans Herz legen.“
Im Vorgarten meiner Eltern bedecken die winzigen hellblauen Blüten jedes Jahr monatelang jeden freien Quadratzentimeter. Auf dem halbschattigen, schweren Lehmboden dort scheint es der flachen Kriechstaude richtig gut zu gefallen. So habe ich es immer mal wieder gewagt, mir ein paar Placken abzustechen, um den Bubikopf – der übrigens nichts zu tun hat mit dem Zimmer-Bubikopf, der in den 80er-Jahren in jeder WG zu finden war – auch in unserem Garten anzusiedeln. Er sollte ein kleines Stück Weg vom Rasen zum Hochbeet bedecken, der aus alten Polygonalplatten mit kriechenden Stauden dazwischen besteht.
In den ersten Jahren war das Ganze mehr Gartenfrust als Gartenlust: Die Stelle, die ich vorgesehen hatte, ist vollsonnig und der Boden extrem sandig. Der Bubikopf wollte sich nicht ausbreiten, ich musste dauernd nachpflanzen, ständig gießen – und das Unkrautjähen zwischen den winzigen Blättchen erwies sich als ständiger Kampf. Bis vor drei Jahren etwas ganz Unerwartetes geschah: Die himmelblauen Blütchen tauchten plötzlich am Rand unseres Rasens auf, weit entfernt von der Mutterpflanze. Und da gefiel es ihnen richtig gut! Seitdem wächst der Pratia pedunculata fröhlich und leuchtend auf unserem Rasen – oder besser inzwischen schon fast: statt des Rasens. Dass wir die Blüten einmal in der Woche mit abmähen, ist dem Bubikopf egal, Hauptsache, die Wurzeln sind im Wurzelgeflecht des Grases gut geschützt und feuchter als auf freier Fläche. Von englischen Rasen natürlich keine Spur, aber den hatten wir auch vorher schon nicht. Was man allerdings keinesfalls tun darf, wenn man die Bubikopf-Idylle im Rasen erhalten möchte: Rasendünger mit Unkrautvernichter aufbringen! Offenbar versteht der Dünger nicht, dass der Bubikopf ein erwünschtes Kraut ist.

Parallel geschah geschah etwas Seltsames: Auch meinen Kampf um den Bubikopf als Wegbegrünung habe ich inzwischen gewonnen. Irgendwann hat er mein akribisches Jäten, gelegentliches Düngen mit Kompost und beständiges Gießen honoriert und sich entschlossen, das vorgesehene Stückchen Erde komplett zu bedecken. Fazit der Wilden Möhren: Ausdauer im Garten lohnt sich! Und das Unerwartete zuzulassen noch viel mehr!