Tulpen in Hannover
Ein Gedanke hält mich nach diesem trüben Sommer und vor dem Winter hoch: Im April werden die Tulpen im Garten blühen! Mit ihren Ostereier-Farben und ihrer ikonischen Form sind sie für mich immer der Höhepunkt des gesamten Gartenjahres. Fast das Schönste an ihnen: Sie bieten so viele Kombinations- und Variationsmöglichkeiten! Mal ist mir mehr nach Bonbonfarbenen, mal nach fröhlichen Roten und Gelben, mal nach edlen Weißen. Da die wenigsten Tulpen mehrere Jahre blühen, kann man sich immer wieder für neue Sorten entscheiden!

Lieblingstulpen
Seit Jahren habe ich allerdings eine absolute Favoritin: ‚Hemisphere‘. Sie wird nie langweilig und ist einfach entzückend in ihrer variablen Farbigkeit. Im Gegensatz zu vielen anderen verschwindet sie auch nicht nach einem Jahr schon wieder, sondern kehrt mehrfach zurück, wenn auch in den Folgejahren oft mit kleineren Blüten.

Ebenfalls jedes Jahr ist ‚White Triumphator‘ im Garten dabei. Keine Tulpe leuchtet in der Dämmerung so hell und elegant wie diese! Sehr schön dazu sind dunkelrote Tulpen wie ‚Ronaldo‘ oder ‚Jan Reus‘.
Langlebigkeit der Sorten
Die vielleicht haltbarsten sind die ganz klassischen roten und gelben Darwin-Hybrid-Tulpen – ‚Golden Appeldoorn‘ zum Beispiel. Sehr gute Erfahrungen habe ich auch mit der weiß-grün gestreiften ‚Spring Green‘ und der hohen, cremefarbenen und großblütigen ‚Ivory Floradale‘ gemacht. Auch die frühen Tulpen sind oft recht beständig, z. B. die kurzstielige Fosteriana-Tulpe ‚White Emperor‘. Letztlich muss man aber selbst ausprobieren, was im eigenen Garten funktioniert.

Bodenbeschaffenheit und Düngung
Steingarten-Besitzer können sich glücklich schätzen: Für die meisten Tulpen ist ein trockener Steingarten die ideale Umgebung. Aber auch der sandige Boden bei uns in Hannover ist für Tulpen gut geeignet. Wenn sie Glück haben, stehen sie darin im Sommer sehr trocken – eine Voraussetzung dafür, dass sie bis zum nächsten Jahr im Boden überleben. Ich rechne damit, dass im extrem nassen Sommer 2017 die meisten Tulpenzwiebeln im Boden verfault sind.
Riskant ist es auch, Tulpen in Töpfe zu pflanzen, wenn der Wasserabzug nicht absolut optimal funktioniert. Auch auf diese Weise sind mir schon Zwiebeln im Winter verfault, noch bevor sie das erste Mal geblüht haben. Wer auf schwerem Lehmboden gärtnert, sollte die Zwiebeln im Sommer aus dem Beet herausnehmen und sie kühl und trocken ohne Erde lagern, um sie vor Nässe zu schützen. Vorher müssen aber unbedingt die Blätter verwelken!
Keinesfalls darf man die Blätter abschneiden, denn durch sie wird die Zwiebeln mit Nährstoffen für die nächste Blühzeit versorgt. Die Blüten dagegen werden idealerweise gleich nach dem Verwelken entfernt, weil sonst unnötig Kraft in die Samenbildung geht.
Alle Tulpen lieben die volle Sonne. Sie blühen – zumindest im ersten Jahr nach der Pflanzung – zwar auch im Halbschatten, aber für Gartenästheten ist das keine gute Idee: Die Tulpen wachsen dann nämlich schräg, in Richtung Licht.
Helga Panten hat bei ihrem Vortrag für die Gesellschaft der Staudenfreunde am vergangenen Samstag empfohlen, Tulpenzwiebeln bei der Pflanzung organischen Dünger wie Hornspäne mitzugeben und im Frühling nach dem Austrieb dann noch mal flüssig zu düngen. Ich verwende im Frühjahr den kaliumbetonten Dünger, den es bei Albrecht Hoch gibt.
Beetgestaltung mit Tulpen

Vermutlich hat jeder seine eigenen Vorstellungen davon, wie Tulpen im Beet am schönsten aussehen. Bei uns kommen die Tulpen einfach mit in die Staudenbeete. Dort sorgen Akeleien, Pfingstrosen und die anderen früh treibenden Stauden dafür, dass die verwelkenden Tulpenblätter im Mai und Juni nicht so auffallen. Wie man die Zwiebeln verteilt, ist Geschmacksache: Manche Gartenbesitzer mögen es einfarbig dicht an dicht, andere wollen es es einfarbig oder Ton in Ton haben.
Ich mache es meistens so, dass ich für ein Beet in einem Eimer Zwiebeln von zwei bis drei Sorten mische, die farblich und von der Blütenform gut zusammenpassen. Dann nehme ich mehrere Zwiebeln auf einmal und werfe sie ins Beet ungefähr in die Richtung, wo ich sie haben möchte. Die Zwiebeln bleiben in zufälliger Sortierung und mit unterschiedlichen Abständen zueinander liegen. Genau dort pflanze ich sie dann ein. Im Frühling sieht das sehr schön und natürlich aus. Alternativ kann man auch alle Zwiebeln, die man hat, mischen und über den Garten verteilen, dann ergibt sich im Frühling ein ganz buntes Bild. Oder man pflanzt lange Bänder, die sich durch ein Beet schlängeln. Eine hohe Kunst ist es, Tulpen und gleichzeitig blühende Stauden farblich passend zu kombinieren. Meines Erachtens haben die Engländer dafür wirklich ein Händchen!

Tulpen-Inspiration
Um sich Anregungen zu holen für den eigenen Garten, ist es immer gut, andere Gärten im Frühling zu besuchen. Hier ein paar Tulpen-Ausflugstipps:
Die Herrenhäuser Gärten sind zu jeder Jahreszeit einen Spaziergang wert. Für einen herrlichen Tulpenanblick muss man noch nicht mal unbedingt Eintritt bezahlen. Schon auf dem Gras-Randstreifen, der auf den Eingang des Großen Gartens zuführt, blühen jede Frühjahr hübsche knallrote Tulpen im saftigen grünen Gras – eine kaum zu toppende Farbkombination. Das große Staudenbeet vor dem Eingang zum „Sealife“ hat jedes Jahr andere prachtvolle Tulpen in Kombination mit Stauden zu bieten.

In Hannover haben wir auch das große Glück, dass viele Privatleute ihre Gärten für Besucher öffnen. Schon im April geht es los mit der „Offenen Pforte“ – so frühe Termine sind meist ein Indiz dafür, dass es sich um Zwiebelblumen-Enthusiasten handelt! 🙂
Ein toller Ausflugtipp war in den letzten Jahren immer Schloss Ippenburg in Bad Essen. 2018 scheint es keine Frühlingsfestival zu geben, vielleicht aufgrund der miserablen Wetterbedingungen in den letzten Jahren. Im Auge behalten sollte man die Ippenburg aber auf jeden Fall, vielleicht tut sich da ja noch einmal etwas.
Wer ein ganzes Wochenende Zeit hat, sollte unbedingt einmal den Keukenhof in den Niederlanden besuchen, der Farbenrausch dort ist fantastisch.

Bezugsquellen
Tulpenzwiebeln gibt es im Herbst überall zu kaufen, auch im Supermarkt. Ich habe allerdings schon ein paarmal schlechte Erfahrungen mit Billigzwiebeln gemacht. Abgesehen von den Virusinfektionen, die sie manchmal mitbringen und die zu verkrüppelten, hässlichen Blüten führen, bekommt man auch selten genau die Sorten, die man sich wünscht. Danach muss man sich wirklich gezielt bei Fachhändlern umschauen: Eine sehr große Auswahl in Hannover hat die Baumschule Gehlhaar. Natürlich kann man auch übers Internet bestellen. Wenn man große Mengen haben möchte, ist das Riesenangebot von Küpper sehr zu empfehlen. Und natürlich die Spezialisten bei Albrecht Hoch in Berlin! Man kann dort auch vor Ort einkaufen – das ist wirklich ein Berliner Erlebnis, der Laden liegt klein und versteckt in einem Hinterhof, und die Beratung ist fachlich ausgezeichnet und ausgesprochen freundlich!
Übrigens: Kein Link in diesem Beitrag ist bezahlt – ich finde diese Adressen wirklich gut! 🙂